Zum neu vorgeschlagenen Bahnprivatisierungsmodell erklären die Juso-Bundesvorsitzende Franziska Drohsel und der stellvertretende Juso-Bundesvorsitzende Ralf Höschele:
Noch sind nur wenige Einzelheiten des neuen Privatisierungsmodells von Peer Steinbrück bekannt, doch schon diese zeigen: Private Investoren gewännen direkten Einfluss auf die Unternehmenspolitik der Bahn und faktisch ist eine Trennung von Netz und Betrieb vorgesehen. Das neue Modell widerspricht somit eindeutig an mindestens zwei Stellen dem Beschluss des Hamburger SPD-Parteitags.

Die Privatisierungsbemühungen Steinbrücks sind politisch unverantwortlich. Sie folgen dem üblichen Privatisierungsschema: Die gewinnbringenden Konzernteile werden privatisiert, Unternehmensschulden und verlustbringende Teile mit hohem Investitionsaufwand verbleiben in staatlicher Hand. Daran ändert sich auch nichts, sollten die Privatisierungserlöse zum größten Teil für Investitionen im Bahnnetz genutzt werden.
Es ist nicht an der SPD und Peer Steinbrück, laufend neue Privatisierungsmodelle in die Debatte zu bringen. Die SPD hat beim Hamburger Parteitag mit dem Volksaktienmodell einen eindeutigen Beschluss gefasst. Wir erwarten, dass sich auch stellvertretende Parteivorsitzende an die Beschlüsse der Partei halten! Vielmehr ist die Union jetzt am Zug: Sollte sie das Volksaktienmodell der SPD nicht mittragen, ist die Bahnprivatisierung vorerst gestoppt.
Für uns Jusos ist und bleibt ein ganz anderes Modell richtig: Eine Bürgerbahn im vollständigen staatlichen Eigentum, die einen flächendeckenden und preiswerten Bahnverkehr anbietet. Wir Jusos sind davon überzeugt, dass dieses Modell in der Bevölkerung auf eine große Mehrheit stößt.
Die geplante Bahnprivatisierung ist politisch falsch. Wir wollen keine Verkehrspolitik, die den Renditezielen privater Investoren folgt. Die Bahnprivatisierung ist auch eine Frage der inhaltlichen Glaubwürdigkeit sozialdemokratischer Politik.