Soziale Gerechtigkeit

Nach dem Vortrag die Diskussionsrunde mit Professor Huster (im Vordergrund)

„Was anders sind also Reiche, wenn ihnen Gerechtigkeit fehlt, als große Räuberbanden“ dieses Zitat des großen Kirchenvaters Augustinus hat nach vielen Jahrhunderten auch heute noch Gültigkeit – und es passt sehr gut zu dem Thema „Soziale Gerechtigkeit für alle – auch im Alter“

Ziel des Vortrags von Prof. Ernst-Ulrich Huster von der Evangelischen Hochschule RWL in Bochum und Universität Gießen war es mit Sicherheit nicht eine Neiddebatte zu führen. Ziel der Veranstaltung mit einem Politikwissenschaftler, der als einer der Pioniere der Reichtums- und Armutsforschung im deutschsprachigen Raum gilt und der u. a. als Gutachter am Ersten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung mitgearbeitet hat, war es auf die große Ungerechtigkeit und ungleiche Verteilung in unserem Lande hinzuweisen.

Wenn man bedenkt, dass die oberen 10 Prozent unserer Bevölkerung über mehr als 50% des Vermögens und die untere Hälfte dagegen mal knapp über 1 Prozent verfügt, dann ist die Schieflage augenscheinlich.

Das dieses immense Vermögen zum Teil durch diese untere Hälfte der Menschen in unserem Lande erwirtschaftet wird bzw. dass durch den Niedriglohn genau diese Menschen ausgebeutet werden, scheint nicht zu interessieren. Sozialkompetenz gehört nicht zu dem Wortschatz vieler Unternehmer.

Offensichtlich hat unsere Bundesregierung kein großes Interesse hieran nachhaltig etwas zu ändern. Zu massiv ist der Druck aus der Wirtschaft bzw. Industrie, außerdem leisten die Lobbyisten hervorragende Arbeit.

Es ist schon beschämend, wenn man sieht wo Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern z.B. beim Lohnniveau steht. Deutschland, das sich als eine führende Industrienation sieht, ist gleichzeitig ein Deutschland in dem sich soziale Kälte von oben ausbreitet.

Wie soll jemand der im Niedriglohnsektor arbeitet oder von einem Zeitarbeitsvertrag zum nächsten auf eine feste Anstellung hofft, es schaffen zu der aus diesen Arbeitsverhältnissen zu erwartenden kleinen Rente eine private Altersversorgung aufzubauen, wenn das Einkommen sowieso zum Leben nicht reicht? Politiker die solche Ratschläge geben zeigen wie weit sie von der Realität entfernt sind!

Die vielfältigen Facetten und Fakten die uns Professor Huster erklärte zeigten auf, dass es sehr wohl andere Wege der Umverteilung gibt und dass die Gesamtverteilung in der Gesellschaft gerechter werden muss.

Zitat Professor Huster: „Der Wohlstand in unserer Gesellschaft steigt und viele Rentner haben daran keinen Anteil. Auch brauchen sie nicht nur Geld, sondern Hilfen bei der Bewältigung im Alltag und bei der Pflege. Es bedarf politischer Entscheidungen, dass der Wohlstandszuwachs nicht nur den oberen 10Prozent zuwächst. Die Rentner und Rentnerinnen haben die Voraussetzungen für unseren Wohlstand geschaffen, sie müssen auch weiterhin an ihm teilhaben. Deshalb müssen die Rentenkassen durch mehr Steuereinnahmen so krisenfest gemacht werden, dass Altersarmut vermieden wird.“

Wir durften mit Professor Huster einen informativen und lehrreichen Vortrag mit Lösungsansätzen erleben. Auch die anschließende Diskussionsrunde zeigte, dass das Thema alle Teilnehmer stark beschäftigt.

Leider hat sich die SPD bei den aktuellen Verhandlungen zum Rentenpaket, mit ihrer Forderung über eine Stabilisierung der Renten bis 2040 in der GroKo, nicht durchsetzen können. Es war ein kleiner Hoffnungsschimmer. Bleibt also wieder einmal nur die Hoffnung, dass die Sozialdemokraten in dieser Legislaturperiode doch noch etwas bewegen können.